Strecke Chemnitz-Leipzig bleibt noch lange Nadelöhr

Termine versprochen und gebrochen: Bau der A 72 nach Leipzig dauert noch Jahre

VON SAMIRA SACHSE

Chemnitz/Leipzig. Zur Fußball-WM sollten Pkw-Fahrer aus der Region Chemnitz die Bundesstraße 95 als kürzeste Strecke nach Leipzig meiden. Sie sollten auf die Bahn umsteigen oder den Umweg über die A 4/A 14. nehmen.

Die B 95 ist ein Nadelöhr und der Neubau der A 72 - Sachsens Ex-Wirtschaftsminister Martin Gillo hielt die Strecke Anfang 2004 für realisierbar bis zur WM - ist bestenfalls eine Baustelle. Kein einziger Kilometer der Piste, die von Wirtschaftsvertretern und Kommunalpolitikern seit Jahren mit Vehemenz gefordert wird, ist übergeben. Mal verzögerten Anwohnerklagen den Bau, dann war das Wetter schuld oder auch die Kompliziertheit des Projektes. Am meisten klemmt es offenkundig im Regierungsbezirk Leipzig.

./bilder/a72_03.jpg
Der A-72-Bau zwischen Chemnitz und Leipzig ist die Geschichte vieler Versprechen und Verzögerungen. Dabei wird die Piste dringend gebraucht.

Nach Freie-Presse-Recherchen hat das Sächsische Wirtschaftsministerium jetzt die Planungen für alle Streckenabschnitte zusammengestellt. Danach wird der Abschnitt 1 vom Dreieck Chemnitz bis Niederfrohna Ende 2006 übergeben. Die 110 Millionen Euro teuren zehn Kilometer gelten als wichtigster Teil, denn sie besitzen laut Jörg Puchmüller von der Ministeriumspressestelle eine enorm hohe Verkehrswirksamkeit.

Für die Zwölf-Kilometer-Distanz Niederfrohna - Rathendorf (Abschnitt 2) soll diesen Herbst Baustart sein. Als Fertigstellungstermin des 100-Millionen-Euro teuren Stücks ist 2007 im Visier.

Dann verlässt die Trasse den Regierungsbezirk Chemnitz. Abschnitt 3.1. führt von Rathendorf nach Frohburg, ist 14,5 Kilometer lang und dürfte frühestens 2008 erledigt sein. Dafür läuft derzeit das Planfeststellungsverfahren. “Im nächsten Frühjahr hoffen wir auf Baurecht”, erklärt Puchmüller.

So weit ist Teil 3.2. längst nicht. Für die sechs Kilometer von Frohburg nach Borna-Süd, für die vor einem Jahr noch eine Fertigstellung gegen Ende 2007 im Gespräch war, ist nach Auskunft des Leipziger Regierungspräsidenten Walter Christian Steinbach gar erst 2008 der Baubeginn im Blick.

Bestandteil des A-72-Neubaus ist auch die Ortsumgehung Borna. Die drei Kilometer kosten 35 Millionen Euro und sollen im September 2006 freigegeben werden.

Ab Borna bis zur A 38 - die 16,5 Kilometer kosten 120 Millionen Euro - ist gerade mal die Vorentwurfsplanung in Arbeit. Vage wird von einer Fertigstellung 2010 geredet. Experten halten dies wegen drohender Klagen und wegen des erhöhten Aufwandes bei der Umsetzung des neuen EU-Naturschutzrechts für ausgeschlossen.

Fehlen noch 14 Kilometer vom A72/A38-Kreuz bis Leipzig. Für dieses Teilstück laufen nach Freie-Presse-Informationen Gespräche mit der Stadt Leipzig. Dabei geht es um die Beteiligung der Kommune. 2020, so jedenfalls die Planungen im Wirtschaftsministerium, soll diese Lücke geschlossen sein.

Freie Presse 9. Juni 2006